Oh, wie wundervoll sind Bauchgefühle! Sie sind rein und unverfälscht! Pures Bedürfnis!
Sollten wir ihnen immer vertrauen?
Eindeutig: Ja!
Sollten wir ihnen immer nachgeben?
Eindeutig: Nein!
Hoppala, warum denn das jetzt? Ist es denn nicht immer gut nach seinem Bedürfnis zu handeln? Sind Gefühle doch nicht immer richtig?
Es gibt per se mal keine guten oder schlechten, richtigen oder falschen Gefühle. Gefühle sind einfach nur Gefühle. Sie zeigen uns etwas auf, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Also was jetzt? Was mache ich denn mit dem Bauchgefühl?
Zu allererst: Wahrnehmen.
Das ist für viele schon keine leichte Übung mehr, selbst für die die behaupten sie könnten es gut, ist es zuweilen eine Herausforderung.
Wir als Mensch leben in einer Dreifaltigkeit des Daseins. Wir besitzen diese großartige Fähigkeit und die heißt freier Wille.
Das bedeutet im Genaueren, dass wir nicht unseren Impulsen (Bauchgefühlen) ausgeliefert sind wie ein Tier. Eine Katze entscheidet nicht, ob sie eine Maus jagen will oder nicht, sie folgt ihrem Instinkt. Wir Menschen können uns jedoch für oder gegen ein Bauchgefühl entscheiden.
Der von mir sehr geschätzte Dr. Bonelli hat in einem seiner Vorträge einmal dieses oder ähnliches Beispiel gebracht:
Ein verheirateter Mann, findet seine Nachbarin attraktiv, sein Bauchgefühl schreit: „Schmusen!“ Soll er dem nachgeben? Nein. Warum? Weil der Mann einen Kopf besitzt und das darin befindliche Hirn schaltet sich im besten Fall dazwischen. Es lässt ihn wissen, dass die Nachbarin ebenso einen Mann hat und der ist groß und kräftig, würde auch nicht davor zurückschrecken ihm ordentlich was auf die Nuss zu geben, außerdem riskiert er seine Ehe.
Womit trifft er denn jetzt seine Entscheidung? Mit dem Bauch? Mit dem Kopf?
Weder noch. Er trifft seine Entscheidung mit dem Herzen. Das ist die Dreifaltigkeit, wir haben ein Bauchgefühl, welches wir mit dem Verstand prüfen und dem Herzen steht die Entscheidung darüber zu.
Der Bauch ist das akute Bedürfnis, der Kopf ist die Vernunft und das Herz meint den freien Willen eines Menschen.
Das Bauchgefühl für sich ist ungefiltert, akut, ambivalent, stur und egoistisch, es kann nicht entscheiden, treu sein, verstehen, vergeben oder sich zurücknehmen.
Wir können mit dem Bauch keine guten Entscheidungen treffen, der Bauch ist nicht böse, sondern einfach nur das pure Gefühl oder Bedürfnis. Er will die Schokolade, er will sie jetzt und ohne Kompromisse, er denkt nicht an die Folgen und kann sich auch nicht beherrschen.
Deshalb brauchen wir unseren Kopf als Instanz der Vernunft und die Entscheidungsgewalt besitzt das Herz.
Aber was ist das jetzt mit den Bauchgefühlen? Wozu dienen sie denn, wenn sie so unerbittlich und so überhaupt keine Zugeständnisse machen wollen.
Der Bauch mit seinen ganzen Gefühlen dient der Bedürfnisbefriedigung. Es herrscht das Prinzip der Lustmaximierung und Unlustvermeidung. Er liefert uns das was wir jetzt und unüberlegt wollen. Da er aber, wie wir bereits wissen, ein schlechter Berater ist, war das schon alles das er kann. Er informiert uns über unsere Lustigkeiten. Lustmaximierung oder Unlustvermeidung, das ist seine Aufgabe.
Als vernunftbegabtes Wesen mit willentlicher Entscheidungsfähigkeit das wir nun mal sind, dank Evolution, Schöpfung oder Zufall (wie jeder gerne mag), haben wir nun aber die Wahl. Und diese Wahl zu kultivieren, sie abzuwägen und das Richtige zu tun, das nennen wir Entwicklung der Tugend.
Unsexy, ich weiß, aber sehr hilfreich, wenn wir ein gelingendes Dasein führen wollen.
Griaß eich die Madln, servas die Buam!